Weshalb die Corona-Krise den Eigenheimmarkt kalt lässt

Das Jahr 2020 ist perfekt, um sich Gedanken über seine Wohnsituation im Alter zu machen. Warum? Das Leben spielt sich aktuell mehr in den eigenen vier Wänden ab und es bietet sich mehr Zeit zum Nachdenken. Ein weiterer Faktor: Einfamilienhäuser lassen sich gut verkaufen.

 

Es wirkt paradox, aber es ist tatsächlich so: Auch wenn die Schweizer Wirtschaft dieses Jahr wohl so stark schrumpft wie seit der Erdölkrise der 1970er Jahre nicht mehr, steigen die Eigenheimpreise munter weiter. Laut den neuesten Zahlen von Wüest Partner (WP) lagen die bei Transaktionen gemessenen Preise von Eigentumswohnungen im dritten Quartal 2020 um 3,1 % über dem Vorjahr.

Einfamilienhäuser verteuerten sich über die vergangenen zwölf Monate sogar um 5,1 % – ein Wert, der letztmals vor acht Jahren übertroffen worden war (als die Preise notabene noch 28 % unter ihrem heutigen Niveau lagen). Bedeutet dies, dass der Eigenheimmarkt immun gegen die Corona-Krise ist? Und wenn ja, woher kommt diese Resistenz?
 
Gründe für die Stabilität des Eigenheimmarktes
Anhaltend attraktive Finanzierungsbedingungen: Es gibt mehrere Faktoren, die den Eigenheimmarkt stützen. So sind die Finanzierungsbedingungen für Immobilien nach wie vor traumhaft. Während des Lockdowns im Frühling kam es zwar vorübergehend zu einem Anstieg der Hypothekarsätze, aber mittlerweile bewegen sich die durchschnittlichen Richtsätze der Anbieter für zehnjährige Festhypotheken nurmehr marginal über dem historischen Tief von knapp 1 %. Werden bestimmte Kriterien erfüllt – etwa bezüglich Belehnung, Tragbarkeit und Kreditsumme –, lassen sich derzeit zehnjährige Hypotheken sogar für 0,45 % abschliessen und fünfjährige für 0,30 %.
 
Ändern wird sich an dieser Situation in absehbarer Zeit wenig.
Auch in den nächsten ein bis zwei Jahren muss mit einer sinkenden Bautätigkeit im Eigenheimbereich gerechnet werden. So haben die Baubewilligungen einen neuen Tiefststand erreicht. Innert Jahresfrist wurden, laut der Credit Suisse, lediglich noch 11 800 Eigentumswohnungen sowie 5750 Einfamilienhäuser bewilligt. Damit liegt die Anzahl bewilligter Wohneinheiten heute um fast die Hälfte tiefer als noch 2008. Solange das Negativzinsumfeld anhält und die Nachfrage der institutionellen Investoren nach Mehrfamilienhäusern hoch bleibt, dürften vielerorts weiterhin eher Mietwohnungen anstatt Eigentumswohnungen realisiert werden. Denn für Entwickler ist es einfacher, eine Wohnüberbauung «en bloc» an einen Investor zu verkaufen als jede Wohnung einzeln. Früher wurde der Entwickler bei Stockwerkeigentum für das höhere Risiko mit mehr Rendite belohnt. Das ist heute nicht mehr der Fall, da Pensionskassen oder Versicherungen wegen des enormen Anlagedrucks sehr hohe Preise für Renditeliegenschaften zahlen.

Langfristige Veränderungen statt kurzfristiger Schock
Momentan spricht also vieles dafür, dass der Eigenheimmarkt weiterhin robust bleibt. Der Preisauftrieb dürfte sich zwar abschwächen, denn früher oder später wird die Wirtschaftskrise in den Haushaltseinkommen sichtbar werden. Aber dank tiefen Zinsen und knappem Angebot sind die Eigenheimpreise gewissermassen nach unten abgesichert.
 
Trotzdem darf nicht vergessen werden: Immobilienmärkte sind träge. Aktuell bereits die Schlussfolgerung zu ziehen, das sei es gewesen und die Corona-Krise würde komplett am Markt vorbeiziehen, ist sicherlich falsch.

Möchten Sie Ihre Liegenschaft verkaufen? Machen Sie sich Gedanken über Ihre Wohnsituation im Alter? Kontaktieren Sie mich. Meine Beratungen für Senioren werden unter Einhaltungen der COVID-19-Schutzmassnahmen durchgeführt.

 

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Älter werden ist wie auf einen Berg steigen; je höher man kommt, umso mehr Kräfte sind verbraucht; aber umso weiter sieht man.
Ingmar Bergman
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